„Alles nur eine Phase“ - der Umgang mit besonders herausfordernden Zeiten

Das zum Teil doch etwas ironisch verwendete oder bei manchen sogar verhasste P-Wort kennt jede Mutter und jeder Vater nur zu gut. Manchmal hört man es von anderen Menschen und manchmal sagt man es beschwichtigend zu sich selbst - „alles nur eine Phase…“. Was gibt einem in solchen Momenten die Kraft und Energie, die man dann ganz besonders braucht?

Erst einmal steckt in diesem kurzen Satz sehr viel Wahres und oft auch Beruhigendes. Ja, es ist alles nur eine Phase und jede noch so frustrierende Situation ist vorübergehend. Manche „Phasen“ sind jedoch ganz schön lang und zäh und wenn man seit mehreren Wochen oder sogar Monaten mit z.B. schlaflosen Nächten zu kämpfen hat und einem dann von Außen zum gefühlt hundertsten Mal der Satz „Ist ja nur eine Phase“ entgegen knallt, möchte man am liebsten schreien.

Es gibt Phasen und es gibt Ppphhhaaaaseeeennnnn und ob man dann noch von einer Phase sprechen kann, sei sowieso mal dahin gestellt. In der Regel ist es ja auch von anderen ermutigend gemeint und soll Hoffnung spenden - alles geht vorbei, egal wie schwierig. Jedoch besteht die Gefahr, dass man sich dann an diesen Gedanken klammert und einfach nur wartet, bis es vorbei ist, statt die Situation in dem Moment anzunehmen und zu versuchen damit einen Umgang zu finden. Das ist natürlich leicht gesagt, Situation annehmen. Vor allem, wenn die Situation einem gerade den letzten Nerv raubt.

Da wir ja sehr viel mit dem Thema Schlafen arbeiten, begegnet uns dieses Dilemma häufig. Schlafmangel ist kein Spaß und erst recht nicht, wenn man seit Wochen, Monaten oder schlimmstenfalls Jahren keinen guten Schlaf bekommt. Dann hat man für das „Annehmen“ und „Umgang finden“ oft keine Ressourcen übrig und möchte einfach nur eine Lösung finden, damit es endlich besser wird.

Hier liegt jedoch die Krux. Diese Suche nach der Lösung, dieses Warten auf das Ende der Phase und quasi Kämpfen gegen das, was gerade ist, kostet noch mehr Energie und ist sehr frustrierend. Denn letztendlich weiß man nicht, ob die besonders herausfordernde Zeit gerade wirklich nur von kurzer Dauer ist - dann YAY oder ob es sich noch länger ziehen wird oder ggf. sogar Teil unseres Alltags ist.

Ich möchte damit keinesfalls entmutigen! Es geht nicht darum, dass man nun jedes Mal resigniert „Dann ist das wohl nun so“ stöhnt und alles als unveränderbar betrachtet. Nur, dass man annimmt, dass man es eben nicht weiß. Wir können nur die Gegenwart betrachten, die jetzige Situation. Und in der der sind die Nächte gerade kurz, das Baby unruhig oder die Wutanfälle laut. Und wie können wir damit jetzt gut umgehen? Ich bin fest davon überzeugt, dass die Akzeptanz ein großer Schlüssel ist. Denn dann geht man nicht mehr in den Widerstand und hat mehr Energie und Kraft, um gute Strategien für den Moment zu finden.

  • Die Nächte sind kurz? - Wie können wir die Betreuung nachts aufteilen, um auch Schlaf zu bekommen? Oder kann ich mich tagsüber ggf. hinlegen? Wie kann ich auch nach wenig Schlaf auftanken und gut durch den Alltag kommen?
  • Das Baby ist unruhig? - Was kann mehr Ruhe in unseren Alltag bringen? Was hilft dem Baby zur Ruhe zu kommen? Was hilft mir zur Ruhe zu kommen?
  • Die Wutanfälle sind besonders heftig? - Wie können wir unser Kind gut dabei begleiten? Was ist uns wichtig im Umgang mit starken Emotionen? Was soll unser Kind lernen? Usw.

Manchmal hilft der Satz „Es ist nur eine Phase“, um vorübergehende Stresssituationen zu überstehen, tief durchzuatmen und zu wissen, dass nichts von Dauer ist. Doch manchmal können Phasen ganz schön lang sein und der Satz wirkt eher wie ein höhnisches Lachen, ein Strohhalm, an dem man sich festhält und hofft, dass es nur schnell vorbei ist. Doch dann verpasst man die Gelegenheit im Hier und Jetzt Strategien zu entwickeln, sich in Akzeptanz zu üben und vor allem die Energie dort hineinzugeben, wo sie gerade gebraucht wird und nicht in negativen Gedankenspiralen oder Widerstand.

Unser Impuls für dich

Der Gedanke von "Phasen" kann entlasten, aber manchmal auch zu einem großen Widerstand führen, der noch mehr Kraft raubt.

1

Höre auf dein Bauchgefühl - Hilft dir der Satz gerade für den Moment oder ist es eher ein Versuch, sich von dem was gerade ist zu distanzieren?

2

Was passiert, wenn du dir selbst sagst: „Die Situation ist jetzt so und das ist OK.“ (und ich darf die auch ziemlich bescheiden finden und auch das ist OK!)

3

Welche Strategien helfen dir dabei, mit der anstrengenden Zeit im Jetzt gut umgehen zu können? Immer gut: Kleine Ruheinseln im Alltag. Suche dir Unterstützung oder mache mit deinem Kind gemeinsam etwas, das dir gut tut (z.B. in der Natur sein, Musik hören o.ä.)

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